Der Terminal Server ist tot.

[UPDATE am 21.10.22]

… oder auch „totgesagte leben länger“. Am 14.10.22 hat Microsoft zum zweiten Mal einen Rückzieher gemacht: Die Microsoft 365 Apps werden nun doch unterstützt auf einem RDS Windows Server 2022. Allerdings nur bis Oktober 2026.

https://techcommunity.microsoft.com/t5/windows-server-insiders/windows-server-2022-adds-support-for-microsoft-365-apps/m-p/3653854

Daher bleibe ich bei meiner strategischen Aussage, dass RDS on-premises keine Zukunft hat und man sich rechtzeitig um eine Alternative kümmern sollte.

Dies ist nur die angepasste Kompatibilitätsübersicht von mir:

[UPDATE ENDE]

Ein gewagter Titel, aber meine ganz ehrliche, strategisch gesehene Meinung.

Wie komme ich zu dieser Behauptung? Zunächst mal die Fakten:

Die Microsoft 365 Apps laufen nicht auf dem Windows Server 2022

Das Office-Paket aus der Cloud, also das, welches in Office 365 enthalten ist und seit einiger Zeit nun Microsoft 365 Apps heißt, lässt sich in Zukunft nicht mehr auf einem lokalen Terminal Server einsetzen. Nutzen Sie also einen Terminal Server (Remote Desktop Services RDS), müssen Sie sich strategisch damit vertraut machen, dass das mit einem Office 365 nicht mehr funktionieren wird.

Ende des Supports für Windows Server und Microsoft 365 Apps

Stand heute (3.11.21) ist eine konkrete verbindliche Aussage hierzu in keinen lizenzrechtlichen Dokumenten enthalten. Diese äußern sich gar nicht zu dem Thema. Einzig und allein auf einer Microsoft Webseite zum Thema End of Support steht ein einziger Satz:

Microsoft 365 Apps wird auf Windows Server 2022 nicht unterstützt, obwohl Windows Server 2022 bis Oktober 2031 unterstützt wird.

https://docs.microsoft.com/de-de/deployoffice/endofsupport/windows-server-support

Lizenzierung von Office auf dem Terminal Server

Ganz generell lässt sich Office seit vielen Jahren auf einem Terminal Server nutzen. Allerdings nicht, um Lizenzkosten einzusparen. Das Office-Paket wird zwar nur einmal installiert und in Sessions/Sitzungen an die User gegeben, dennoch muss für jeden Nutzer (bzw. das Device) eine Office Lizenz vorhanden sein und zusätzlich eine extra Zugriffslizenz auf die Remote Desktop Session Dienste, die RDS-CAL.

Wenn man nun das Office aus der Cloud betrachtet, gibt es zwei Editionen:

  • Microsoft 365 Apps for Enterprise (früher Office 365 ProPlus)
  • Microsoft 365 Apps for Business (früher Office 365 Business)

Microsoft 365 Apps for Business als einzelne Nutzer Abonnementlizenz kann nicht über Remote Desktop Services bereitgestellt werden.  Hierzu wird nämlich eine Technologie namens Shared Computer Activation SCA benötigt. Diese erlaubt das Erstellen der Sessions, was nötig ist, um Terminal-Server-fähig zu sein. SCA ist in Microsoft 365 Apps for Business nicht enthalten.

Microsoft 365 Apps for Enterprise lässt sich auf einem Terminal Server des Windows Server z.B. 2019 oder 2016 nutzen, denn SCA ist standardmäßig integriert.

Microsoft 365 Business Premium ist wiederum (seit Mai 2019) auf den Remote Desktop Services des Windows Server 2019/2016 nutzbar. Es bleibt bei der Installation von Microsoft 365 Apps for Business (kein Wechsel auf Microsoft 365 Apps for Enterprise). Microsoft 365 Business Premium ist das große Bundle für KMU-Kunden, in dem neben Office 365 auch Windows 10 Business sowie Enterprise Mobility + Security Funktionen für das Management des IT-Betriebs enthalten sind.  

Alle Microsoft 365 Apps Editionen werden aber nicht mehr auf dem Windows Server 2022 laufen, egal ob SCA oder nicht. Es bleibt nur die Kauf-Variante Office 2016/2019/2021. Und das macht wenig Sinn, wenn Sie sich für die Nutzung von Exchange Online, SharePoint Online, Teams und eben auch das „Office aus der Cloud“ entschieden haben.

Es war sogar abzusehen, dass Microsoft diese Entscheidung trifft. Ich habe das bereits im Jahr 2018 vorhergesagt in meinen Beratungsgesprächen und Trainings.

Hat der Terminal Server ausgedient?

Microsoft hatte im Oktober 2018 auf der damaligen Konferenz IGNITE 2018 in einem Nebensatz eines Vortrags angekündigt, dass Office 365 ProPlus nicht mehr auf einem Windows Server 2019 RDS supported ist.

Ein Aufschrei ging durchs Land. Eine Petition wurde eingereicht, etc. etc.

Dieser anonyme User hier betitelt Microsoft als vollkommen verrückt, die Cloud sei nach wie vor keine Option für ihn:

Viele – vermutlich auch recht große oder und wichtige – Kunden haben sich beschwert über diese Microsoft Entscheidung, Office 365 nicht mehr auf dem Windows Server nutzen zu können. Und Microsoft hört ja gelegentlich auf seine Kunden und hat am 1.7.2019 daher einen Rückzieher gemacht: es geht jetzt doch.

Auch übrigens ganz interessant. Besagter anonymer User hat seinen Beitrag 1 Jahr nach bekannt werden der Information gepostet und wiederum erst nach dem Rückzieher von Microsoft.

Warum ist das alles eigentlich passiert und was kann man aus der Ankündigung damals und der Entscheidung jetzt schließen?

Die Zukunft

Was will Microsoft von uns, fragen Sie sich? Das kann ich beantworten. Auf der weiter unten stehenden Kompatibilitätsmatrix sind nur noch wenige Felder grün, man könnte sagen, evergreen, eingezeichnet.

Der Terminal Server gehört nun nicht mehr dazu.

In die grünen Felder möchte Microsoft uns gerne „migriert“ haben. D.h. für den Terminal Server gibt es Alternativen, die Microsoft uns hier offerieren möchte. Und wenn Microsoft etwas möchte, dann werden sie mit den beliebten Methoden Zuckerbrot und Peitsche oder auch Sog und Druck uns dorthin befördern. Ganz sanft.

Microsoft: „Wenn Ihre Organisation eine Version von Windows Server verwendet, die Microsoft 365 Apps nicht unterstützt, empfehlen wir, zu Windows Server 2019 oder Azure Virtual Desktop zu wechseln.“ (Quelle)

Die Alternativen sind also Azure Virtual Desktop AVD und auch Windows 365 statt Remote Desktop Services im eigenen Rechenzentrum.

Warum möchte Microsoft das von uns und warum ist der Terminal Server für Microsoft plötzlich so ein Stiefkind? Weil Microsoft der einzige Anbieter von Azure Virtual Desktop ist. Kein anderer Hoster und auch i.d.R. nicht lokal bei Kunden vor Ort, kann AVD genutzt werden (MS hat gerade AVD auf Basis von Azure Stack HCI angekündigt). D.h. eine Nutzung in der Microsoft Cloud statt On-Premises führt zum einen zu erweiterten Einnahmen seitens Microsoft und bringt eine zentrale Marktstellung mit sich.  

Lebenszyklus Windows Server und Remote Desktop Services

Jetzt ist keine Panik angesagt, der Terminal Server des Windows Server 2022 unterstützt keine Cloud-Office Versionen mehr, aber: Sie können ganz getrost noch den Windows Server 2019 oder 2016 einsetzen.

Allerdings auf mittlere Sicht (circa 4-5 Jahre) wird Microsoft den Einsatz eines Terminal Servers wohl sehr schwer verdaulich oder gar ungenießbar machen. Daher meine These: der Terminal Server ist tot.

Microsoft 365 Apps wird auf Windows Server 2019/2016 bis 14. Oktober 2025 unterstützt.

Gibt es eine Übersicht, welche Produkte wie lange supportet werden?

Ja, die gibt es natürlich auf den Microsoft Webseiten: https://docs.microsoft.com/de-de/lifecycle/products/

Ich habe allerdings eine Übersicht zur Kompatibilität und den Lebensdauern erstellt.

Welches Office kann auf einem Terminal Server eingesetzt werden?

Diese Übersicht zeigt in den grünen Felder die strategisch von Microsoft befürworteten Kombinationen an. Beachten Sie auch die Lebenszykluszeit von Office LTSC 2021 und Office 2019 und Office 2016. Hier wurde der früher übliche Produktlebenszyklus von 10 Jahren auf inzwischen nur mehr 5 Jahre reduziert. Die über Volumenlizenzprogramme erhältlichen Office Versionen sind von mal zu mal teurer geworden, der Produktlebenszyklus wurde reduziert und viele Funktionen lassen sich gar nicht nutzen ohne die Microsoft Cloud.  

Fazit: Der Terminal Server ist tot.

Wenn Sie also derzeit einen Terminal Server im Einsatz haben und überlegen, in den nächsten Jahren auf Windows Server 2022 zu migrieren, sollten Sie überlegen, ob diese Entscheidung sinnvoll ist.  

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Über Carola Pantenburg

Seit 1991 ist Carola Pantenburg für Microsoft (Deutschland, Schweiz, Österreich) und im Microsoft Reseller-Umfeld im Einsatz. Vertriebstechnische und strategische Vorträge auf Einzel-Veranstaltungen, Messen und Endkunden- sowie Partner-Roadshows aber auch der jahrelange Austausch mit Kunden und Partnern machen ihren Erfahrungsschatz in Sales Techniken, Sales Methodik und Soft Skills aus. Dieses Wissen kommt der Entwicklung von Konzepten, Verkaufsleitfäden, Telesales-Briefings oder Erstellung von DemoSzenarien wie z.B. bei der CONTOSO-Musterfirma zu Gute. Genaue Infos finden sich auch hier. IMPRESSUM: http://www.pantenburg.de/impressum1
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4 Antworten zu Der Terminal Server ist tot.

  1. P. Frey schreibt:

    Wir konnten MS365 problemlos installieren. Was genau bedeutet daher „nicht unterstützt“ dass es einfach keinen Support gibt? Oder das es später nicht mehr installierbar ist?

    • Doalwa schreibt:

      Interessant…ich war leider schlecht informiert und habe 15 2022 RDS CALs bestellt. Nun lese ich, dass unser Office 365 Apps for Enterprise nicht mehr für den Betrieb auf Terminalservern supportet ist.
      Werde heute Abend mal einen Snapshot erstellen und In-Place auf 2022 aktualisieren…wenn es bei ihnen funktioniert, funktioniert es hoffentlich auch bei uns…

  2. R.G. schreibt:

    Tja, typisch M$ … die Welt hat sich daran zu halten, was Redmond beschliesst.
    Weil – natürlich ganz typisch – MS seine Kunden gnadenlos einen Vendor-Locki in treiben will.
    Die Konsequenz aus dieser Maßnahme ist massiv … und betrifft weit mehr als „nur“ on premise TS. Gerade mittelständige RZ-Betreiber sind sehr auf den TS angewiesen. M$ macht uns hier mit ihrer SPLA – Preispolitik schin lange das Leben sehr schwer … jetzt läuft es darauf hinaus, die Kunden mit allen Mitteln nach Azure zu treiben.
    Als nächstes wird wahrscheinlich kommen, dass O365 auf anderen VDI – Umgebungen wie z.B. VmWare Horizon auch nicht mehr erlaubt sind.

  3. Carola Pantenburg schreibt:

    Es gibt immer wieder einen sehr spannenden Satz im Microsoft Umfeld: Was technisch geht, ist lizenzrechtlich noch lange nicht erlaubt. Und „kein Support“ bedeutet nicht nur, dass Sie keine Hilfe von Microsoft erwarten können, sondern auch eventuell ein DSGVO-Problem, da eine Maßnahme der TOM nahelegt, supportete Software einzusetzen. Bei Fragen, komme Sie gerne auf mich zu!

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